Donnerstag, 15. März 2018

Glücksmoment

Glücksmomente sind immer sehr individuell und persönlich und ich lass mir auch nicht von einer Plakataufschrift diktieren, dass der nun gleich beginnende Film, "Der wohl schönste Film aller Zeiten" ist. Freilich lässt sich über Bücher, Gemälde, Filme, Musik vortrefflich streiten, Geschmack ist eben subjektiv, wie es heißt. Geht es bei der Kunst darum, zu zeigen was man kann, was alles (technisch) möglich ist oder gibt es auch eine Geschichte, eine Aussage, eine Meinung oder einen Standpunkt? Ein Künstler sucht stets nach neuen Ausdrucksformen und stößt manches Mal an Grenzen - Grenzen des Machbaren, Grenzen des Ästhetischen, Grenzen des Verstehens, Grenzen der Akzeptanz. "Künstler sind Leute, die etwas tun, wofür sich andere Leute schämen würden."* Man könnte weiterführen, dass auch der Künstler über seine eigenen Grenzen hinaus geht, dass es Mut erfordert, die eigenen Bedenken, die eigenen Zweifel, gar die eigene Scham zu überwinden und das eigene Kunstwerk den Augen und Ohren anderer/ der Öffentlichkeit darzustellen. Schöpferische Menschen sind getrieben von inneren Bildern und Klängen, die nach Äußerung drängen. Die, deren Werke heute hochgelobt und hochpreisig sind, hatten es oft zu Lebzeiten besonders schwer. Mit einer neuen Art zu schreiben, zu malen, zu komponieren, stießen sie auf Widerstand, auf Missachtung oder auf Neid. Sicher lebten einige auch sehr gut von ihrer Kunst, wenn sie den stetigen Hunger nach Neuem, Nochniedagewesenen, Exzentrischen stillten. Der Künstler als Ausstellungsstück, als Schmuckstück für ein gesellschaftliches Event, als Projektionsfläche für Sehnsüchte, der eigenen Alltagswelt zu entfliehen?
Was nun den Film "Loving Vincent" betrifft, der hat mir wirklich Glücksmomente beschert. Ich hatte erst Bedenken, ob man zu viel Wert auf die besondere Machart, die Effekte legt aber auch die Geschichte, die in farbigen Szenen und schwarzweißen Rückblenden erzählt wird, hat mich gepackt. Mein Tipp: Auf einer großen Leinwand in einem Programmkino schauen und dabei gleich die Publikumsreaktionen mitgenießen!
JA  





* Georg Baselitz